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 vor 100 Jahren

Wussten Sie schon, dass ...

...der Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz (1842 - 1922) schon damals erkannte, eine gesunde Ernährung ist die wichtigste Voraussetzung für die Vermeidung vieler Krankheiten. Die lange Tradition der uns heute vielfach neu und ungewohnt erscheinenden Ratschläge zu einer ”alternativen” Ernährungsweise mag einerseits überraschen, andererseits fanden zahlreiche dieser “Diät”-Empfehlungen in den letzten Jahren ihre wissenschaftliche Bestätigung.

Hier einige kleine Ausschnitte aus dem ”Bilz”, dem Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen, 1900 Seiten umfassenden Hauptwerk des Naturheilkundlers Friedrich Eduard Bilz (1842 - 1922):

Das neue Naturheilverfahren

Anwendungsformen der naturgemäßen Heilweise

(Aus: Bilz, das neue Naturheilverfahren; Leipzig 1902)

Einleitung und Allgemeines

Nicht nur in kranken, sondern schon in gesunden Tagen soll jedermann auf seinen körperlichen Zustand achten. Man muß befähigt werden zu wissen, was dem Körper nützt und was ihm schadet. Denn es ist viel leichter, Krankheiten vorzubeugen, als zu heilen. Je mehr der funktionierende Organismus belauscht wird, desto weniger kommt man in die Lage, gegen Krankheiten einschreiten zu müssen. Aber selbst, wenn solche eintreten, muß der Kranke auch in die Lage versetzt werden, in gewisser Beziehung sein eigner Arzt zu sein. Zu diesem Behufe wähle man ein so einfaches Kranken-Behandlungsverfahren, daß fünf gesunde Sinne es zu fassen vermögen.

Trotz der Einfachheit will es aber immer gelernt sein, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil nicht eines sich für alle schickt. Der eine ist z. B. für die Wasserbehandlung außerordentlich empfindlich und würde lieber die übelschmeckendste Medizin einnehmen, als sich in ein Bad stecken zu lassen. Ein anderer Patient wider ist vermöge seines zerrütteten und entkräfteten Körpers nur zu einer schonenden Kur fähig. Deshalb lerne man individualisieren, d. h. je nach der Empfänglichkeit, der Körperbeschaffenheit des Kranken sind die Anwendungsformen des Wassers verschiedentlich abzustufen. Es kann darum der Fall sehr wohl eintreten, daß Patienten mit ähnlichen Krankheitssymptomen verschieden behandelt werden müssen. Ist doch sogar der Fall denkbar, daß bei ganz nervösen Patienten mit warmem Wasser angefangen werden muß, wenn man sie für die Wasserbehandlung überhaupt gewinnen will. Von Bad zu Bad, von Einpackung zu Einpackung stuft man die Wassertemperatur unmerklich ab und bei der 10. Abstufung ist schon die ursprünglich ins Auge gefaßte Temperatur erreicht. Nun beginnt erst die eigentliche Kur.

Bevor wir nun auf die Einzelheiten einer Krankenkur eingehen und die Krankheiten speciell beleuchten, wollen wir die Verhaltungsmaßregeln, welche in gesunden Tagen zu beobachten sind, noch einmal kurz wiederholen. Denn wer naturgemäß lebt, kommt höchst selten in die Lage, krank zu sein. Deshalb soll auch das Hauptaugenmerk zunächst auf die Erhaltung der Gesundheit gerichtet werden.

Es ist so manches zu beobachten, um gesund zu bleiben, trotzdem braucht man keine wissenschaftlichen Vorkenntnisse, um das Richtige zu treffen. Die Naturheilmethode, welche unausgesetzt die Gesundheitslehre obenan stellt, könnte mit vollem Rechte die "vernunftgemäße" genannt werden, weil ein normaler, moralisch gebildeter Vernunftssinn der beste Pfadfinder ist, um sich vor Krankheit zu schützen. Paart sich mit der Vernunft noch ein hoher Grad von Energie und Ausdauer, so sind die Vorbedingungen zum Schutze der Gesundheit geschaffen. Wir wollen zunächst der Reihenfolge nach noch einmal kurz alles das anführen, was zu den Haupterfordernissen gehört, um gesund zu bleiben, und da steht obenan:

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Nährweise und Diät

In der Auswahl der Genußmittel soll der Mensch vorsichtig sein. Denn der Aufbau des ganzen Körpers, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, die geistige und körperliche Frische hängen davon ab. Zunächst entsteht die Frage: Wieviel Mahlzeiten sollen wir täglich halten? Die Antwort lautet drei. Die Begründung dieser Forderung ergiebt sich von selbst. Alle organischen Gebilde verlangen nach Ruhe, wenn sie gedeihlich sich entwickeln sollen, und so auch der Magen. Letzterer braucht zum Verdauungsprozeß drei Stunden und darüber, ebensoviel Zeit (also wiederum drei Stunden) müssen dem Magen Ruhe vergönnt werden, bevor seine Thätigkeit von neuem beginnt. Die Mahlzeiten finden deshalb am rationellsten früh um 7 Uhr, mittags um 1 Uhr und abends um 7 Uhr statt. Wer diese Regel befolgt, wird auch das richtige Hungergefühl kennen lernen und selbst die einfachsten Mahlzeiten mit größtem Appetit verzehren.

Hunger ist der beste Koch, lautet ein wahres Sprichwort. - Es ist leider nur zu sehr Thatsache, daß die meisten Krankheiten durch Überladen des Magens mit Speise und Trank entstehen. Deshalb wird man die Wahrnehmung sehr oft gemacht haben, daß nach Festtagen und frohen Festgelagen, wo die Mahlzeiten in rascher Folge sich vollziehen und auch sehr oft über das Bedürfnis hinaus gegessen und getrunken wird, die meistem Klagen über Unwohlsein und Übelkeit zu unseren Ohren dringen. Wer seine Gesundheit hochschätzt, befleißige sich deshalb der größten Mäßigkeit bei den Mahlzeiten.

Fast ebenso wichtig ist aber das, was man genießt! Fleisch ist dem Körper nicht so zuträglich, wie die große Menge glaubt. Bei starken Fleischessern pulsiert nicht selten dickflüssiges Blut in den Adern, und mancherlei Beschwerden, wie Schwindel, Kopfweh, Rheumatismus, Ausschläge u. s. w. treten zu Tage. Ich rate daher, beim Fleischgenuß, "wenn man selbigen nun einmal nicht ganz entbehren kann," Mäßigkeit zu beobachten. Bei der gemischten Kost, z. B. Gemüse und Fleisch, sollte man letzteres nur als Zukost betrachten.

Auch von Gewürzen, Salz, Kaffee, starkem Bier, Brantwein und Wein sollte man der nachteiligen Eigenschaften wegen, welche diese Genußmittel besitzen, möglichst wenig genießen.

Am nahrhaftesten und zuträglichsten ist also die Pflanzenkost, als Brot, Gemüse und Hülsenfrüchte aller Art, mit Butter schmackhaft gemacht. Ferner Milch- und Eierspeisen, Kartoffelspeisen und vor allem Obst (frisch oder gekocht). Dieses sollte, seiner äußerst zuträglichen Eigenschaften wegen, bei keiner Mahlzeit fehlen.

Sollte sich jemand für einen vegetarischen Speisezettel interessieren, der kaufe ein vegetarisches Kochbuch, welches in jeder Buchhandlung zu haben ist.

Ferner beobachte man ja genau, daß alle Speisen recht lange und klein gekaut werden, damit sich der Speichel gehörig mit der Speise vermischt, wodurch die Verdauung viel besser von statten geht. Auch sollte man keine heißen Speisen und Getränke genießen; die Temperatur darf nicht über 30° R betragen. Kindern, welche keine Muttermilch erhalten können, verabreiche man Weizenschrotabkochungen oder verdünnte Milch von einer gesunden Kuh, Haferschleim, gut sämig gekocht, ohne Zucker- und Salzzusatz.

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Das Weizenschrotbrot

Da das Brot die alltägliche Kost der Menschen ausmacht, weil ihm mit Recht der größte Nährgehalt zugeschrieben wird, so ist es unbedingt notwendig, daß jedermann in der Wahl der Brotgattung äußerst vorsichtig sei. Leider ist sowohl bei den Ärzten als auch beim Publikum der Glaube eingewurzelt, daß Personen mit geschwächter Verdauung, also namentlich Patienten, womöglich weißes Brot verabreicht werden müsse, um allen Beschwerden dadurch wirksam zu begegnen. Größer kann kaum ein Irrtum gedacht werden. Denn erstens kommt es vor, daß die Bäcker, um ein blendend weißes Gebäck zu erzielen, bereits zu Kunstgriffen und Fälschungen ihre Zuflucht nehmen, und zweitens werden wir, selbst ohne irgend welche nachteiligen Zusätze, in Bezug auf den Nährgehalt und die leichte Verdaulichkeit des weißen Brotes bitter getäuscht.

Sehr verwerflich ist die Einrichtung, daß heute in den Hotels etc. zu den Mahlzeiten statt Schwarzbrot Weißbrot (Semmel) gegeben wird.

Gebt einem Bauer, der an schwarzes, kerniges Brot gewöhnt ist und sonst einen gesunden Appetit besitzt, ein Körbchen voll weißer Backware; er wird den ganzen Inhalt zwar verzehren, aber ein richtiges Gefühl des Gesättigtseins wird sich seiner kaum bemächtigen. Die Militär-Verwaltungen haben auch diesen Übelstand schon begriffen; von ihnen wird die Produktion des weißen Brotes als leichtsinnige Verschwendung streng gemieden. Den Mannschaften wird dagegen schwarzes, kerniges Brot verabreicht und der Aufenthalt in frischer Luft bewirkt bei ihnen einen so erstaunlichen Appetit, daß das von den Feinschmeckern verabscheute Kommißbrot von den Soldaten mit sichtlichem Wohlbehagen verzehrt wird. Tausende von bleichen, schwächlichen Jünglingen kehren als blühende, frische und kernige Männer aus ihren Garnisonen zu ihren Eltern zurück. Die frische Luft, das zuträgliche Brot und das nicht minder geregelte Leben haben diesen überaus günstigen Umschwung bewirkt. Warum wird dieses auf keinen Fall kostspielige Beispiel nicht für das ganze Leben befolgt?

Wesentlich nahrhafter als das Kommißbrot ist sicher das Gebäck aus Weizenschrot. Der Weizen figuriert bekanntlich als König unter den Getreidesorten. Ferner ist gerade dem Weizenschrotbrot ein überaus lieblicher, fast mandelartiger Beigeschmack eigen. Der Weizen wird zu dem Grahambrot nur geschroten, und sämtliche Kleie wird deshalb zum Backen mit verwendet. Das Weizenschrot wird mit lauem Wasser eingemacht und regelrecht geknetet, bis die Masse zäh und löslich genug erscheint. Alsdann formt man 1 - 1 1/2 pfündige Brote, weder zu flach, noch zu hoch, etwa von 5 cm Höhe. Zum Zwecke der Gährung stellt man die Brote so lange warm, bis der Teig sich hebt.  Kommen alsdann auf der Oberfläche kleine Risse zum Vorschein, so werden die Brote in den Ofen geschoben, zuvor aber mit Wasser gehörig bestrichen, damit das Gebäck ein glattes, braunes und gefälliges Aussehen gewinnt. Älter als 3 oder 4 Tage läßt man das Brot nicht werden; denn da keine Hefe oder Sauerteig zur Masse verwendet werden soll, so verdirbt es leichter.

Dieses Brot entspricht nun aber auch den hochgestelltesten Erwartungen. Denn gerade die vorhandene Kleie erfüllt die zwei Hauptbedingungen: die bestmögliche Ernährung und die überaus leichte Verdaulichkeit. In Bezug auf den Nährgehalt wird die Kleie im allgemeinen vielseitig unterschätzt. Ueberaus wichtige, für den Aufbau des Körpers und seine Ernährung ganz unerläßlich notwendige Stoffe sind in der Kleie enthalten, als Kleber, Stärkemehl, Fett, Zucker und Salz. Welche Unsummen von Menschenkraft, Menschenglück und Kapital gehen allein durch die Nichtbenutzung der Kleie zur Brotbereitung verloren, aber auch welch namenloses Elend wird gerade dadurch erzeugt, daß man der Menschheit ein solches Kraftmittel wie die Kleie vorenthält.

Warum schießen in den großen Städten die Zahnärzte wie die Pilze aus der Erde, und weshalb ist der Knochenbau gerade bei den Stadtbewohnern so schwammig und wenig widerstandsfähig? Weil unserer Nahrung weder Kraft noch Saft innewohnt und weil wir durch das ängstliche Meiden von frischer Luft und Bewegung den wahren Hunger nicht kennen lernen. Hunger allerdings ist erforderlich, um ein Stück Schwarzbrot, sowie ganz einfache Speisen mit Wohlbehagen genießen zu lassen. Um dagegen den versäuerten Magen immer von neuem zu reizen und den leckern Gaumen zu kitzeln, werden nur pikante Speisen und Getränke konsumiert.

Bei dieser naturwidrigen Lebensweise ist es kein Wunder, wenn manche „feine Dame“ zur Vollendung ihrer Toilette zwei Stunden braucht, um das falsche Gebiß und die falschen Zöpfe anzulegen und den künstlichen roten Anflug im Gesicht durch Schminke zu erlangen; an einigen Körperteilen wird ferner die fehlende Rundung durch aufbauschende Mittel zu ersetzen gesucht. In den niederen Ständen, ganz besonders aber auf dem Lande, braucht man derartige Kunstgriffe nur in sehr seltenen Fällen anzuwenden. Dort fehlen aber auch die Konditoreien und Zuckerbäcker. Den Landbewohnern genügt das Schwarzbrot, und der Genuß desselben in Verbindung mit frischer Landluft ist nicht zum geringsten Teile als Grund ihrer Gesundheit und Kernigkeit zu betrachten. Überwinde deshalb jeder die einseitigen Vorurteile und bald wird die praktische Erkenntnis einkehren, daß unter allen Gebäckgattungen Weizenschrotbrot die zuträglichste Nahrung ist.

Was speciell die Verdauung des Schrotbrotes anlangt, so ist eine Täuschung von seiten des Nichtkenners mindestens zu entschuldigen. Nimmt man z. B. ein weißes Bäckerbrot in die eine und ein Weizenschrotbrot in die andere Hand, so wird man über die Gewichtsdiffernez geradezu erstaunt sein. Denn die letztere Brotgattung wiegt im Gegensatz zu ersterer schwer wie Blei. Diese Probe könnte man mit vollem Recht eine Kernprobe nennen. Solch ein einfaches Experiment spricht für den, der sehen will, lauter und eindringlicher, als viele gelehrte Auseinandersetzungen. Aber gerade das erstaunliche Gewicht eines im Umfange beschränkten Weizenschrotbrotes führt den Uneingeweihten insofern irre, als es ihn zu der irrigen Schlußfolgerung verleitet: dieses schwere Brot müsse sicher auch so schwer, d. h. wie ein Stein im Magen liegen. Zum Glück stellt sich beim ersten praktischen Versuche diese Voraussetzung als ein grober Irrtum heraus.

Ein seit Jahren an Verstopfung leidender Patient wird nach dem Genuß dieses Brotes nur in seltenen Fällen noch über Stuhlbeschwerden zu klagen haben. Je länger dem Magen dieses liebliche Brot zugeführt wird, um so mehr wird derselbe regeneriert und gekräftigt werden, und auch dem gesamten Verdauungsapparate kommen alle die Vorzüge zu gute, welche das Weizenschrotbrot vor dem übrigen Gebäck vorteilhaft auszeichnen. Wer aber die hier geschilderten vorzüglichen Eigenschaften an dem Grahambrote wahrnehmen will, der trage dafür gewissenhaft Sorge, daß das Weizenschrotbrot gut und echt sei, und daß beim Zubereiten und Backen desselben keine Fehler begangen werden.

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